Forensisches Profiling
Einsatz der Ermitlungstechnik
Geschichte des forensischen Täterprofilings
Tatmotiv: Mordlust
Allgemeine Erwägungen
Schon alleine das Verlangen zu töten, gilt einerseits als Mordmerkmal und kann für sich alleine bereits zu einer Tat führen. Dabei ist bemerkenswert, dass Motive wie Raub, sexuelle Gewalt, Vertuschen einer Straftat oder Zeugenbeseitigung gar keine Rolle spielen. Allenfalls ist es der Drang das eigene Selbstwertgefühl zu steigern oder wieder herzustellen. Bezeichnen ist auch, dass diese Täter vor der Tat oft das Bedürfnis haben, über ihre Gefühle bezüglich des Dranges zum Töten, zu sprechen. Dabei entwickeln sich gedanklich oft schon ganz genaue Vorstellungen zum Tathergang. Damit ist auch ein planmässiges Verhalten und somit ein Vorsatz gegeben.
Auch nach einer Tat ist es nicht selten, dass die Täter ebenso das Bedürfnis haben, über die Tat zu sprechen oder gar zu pralen. Dadurch können sie die Tat ein weiteres Mal durchleben und damit auch dem Gegenüber vermitteln, dass sie zu so einer Tat fähig sind, was wiederum den Selbstwert steigern soll. Oft werden solche Täter noch am Tatort festgenommen oder kurz darauf. Sie haben kein Bedürfnis, unerkannt zu bleiben. Das spielt in Ihren Gedanken gar keine Rolle. Manchmal vielleicht sogar im Gegenteil: Sie werden dadurch in ihren Augen medial "aufgewertet" und erhalten die erhoffte Aufmerksamkeit.
Oft sind solche Täter in gewissem Masse bereits vor einer Tat durch Agressivität, mangelnde Empathie oder gar Waffenbesitz aufgefallen.
Weiter auffällig: Hier sind wohl jugentliche Täter mitunter am häufigsten vertreten. Damit wird klar: Spricht jemand gegenüber einer Person solche Gedanken an, sind diese immer Ernst zu nehmen! Wird sogar eine ganz bestimmte Person genannt, ist sofortiges Handeln angezeigt!
Fallbeispiel: 18-jähriger stirbt nach Messerattacke vor Lidl - Tatverdächtiger (17) in Haft
Bericht von 20min vom 21. Oktober 2025
20min macht bekannt, dass sich Täter und Opfer kannten. Beide waren in derselben Institution im Oberbaselbiet untergebracht. Zum Tatzeitpunkt waren sie in Begleitung eines Sozialarbeiters. Der Tatverdächtige galt bis zu diesem Zeitpunkt nicht als gefährlich, sei aber in der Vergangenheit als agressiv aufgefallen. Die Gewaltphantasien des 17-Jährigen hatten sich offensichtlich bereits gegen sein Opfer gerichtet. Eine Woche vor der Tat schrieb der Jugentliche einem Heimleiter, ob er den 18-jährigen "abstechen dürfe".
Im Bericht erhalten Opfer und Täter auch Namen. Beim Opfer soll es sich um Elyas Meierhofer (17†), beim Täter um Marko Beliani (17) handeln. Da hier nicht darauf verwiesen wird, dass es sich um Alias-Namen handelt, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um Klarnamen handelt, wobei ich Alias-Namen nicht ausschliesse. Besonders tragisch: Beide befanden sich in einer Institution, welcher die Bewilligung wegen schwerwiegender Mängel entzogen wurde. Immerhin wurden in dieser Institution auch Hochrisikofälle untergebracht. Beobachter spricht von einem tödlichen Systemfehler.
Am Tatmorgen war eine Einkaufstour in den Lidl geplant. Neben Elyas und Marko waren weitere Jugentliche aus einer von mehreren Institution von Arrivo-Bene (hier: Bauernhof Wolfloch, Oltingen,BL) dabei, sowie ein Sozialarbeiter und ein Betreuer. Elyas (17†) soll auf dem Parkplatz noch ein Gipfeli gegessen haben, als er auf den Rest der Gruppe wartete. Marko versteckte ein Messer (oder ein Messer-Set) unter anderen eingekauften Artikeln. Marko (17) soll unvermittelt Elyas (17†) vor der Lidl-Filiale angegriffen haben.
Bekannt ist nur, dass Marko Beliani (17) bereits wegen Mordes verurteilt wurde. Über das Strafmass ist aufgrund der Zuständigkeit des Jugendgerichts nichts bekannt.
Bauernhof Wolfloch in Oltingen (BL)
Heute ist dieser Bauernhof zwar nicht als Biobetrieb ausgewiesen, beitreibt einen Hofladen und strebt mittels Fotovoltaik Energieautarkie an. Es werden auch Hofbesuche angeboten. Er ist im Internet leicht zu finden. Ein Link unter der Rubrik "Veranstaltungen" verweist noch immer auf arrivo-bene für weitere Infos und ein Gönnerkonto. Der Link ist aber nicht mehr aktiv. Ebenso scheint die ganze Website oder zumindest ein Teil davon nicht mehr betreut zu werden, da die Einträge unter der Rubrik "Neues & Altes" schon seit Mai 2019 nicht mehr nachgeführt werden. Die Betreuung von Jugentlichen in schwierigen Situationen wird auf alle Fälle nicht mehr erwähnt.
Fazit
Dieser Fall ist also typisch um einen Aspekt des Mordmerkmales Mordlust zu beschreiben. Alle Aspekte dieser Ausprägung sind erfüllt und wären durch professionelle Betreuung erkennbar gewesen. Dass der Betreuer bezüglich der Nachricht von Marko Beliani nicht reagierte, war fatal. Bei einer professionellen Betreuung wäre dies wohl nicht ignoriert worden.
Mordlust vs. affektives Tötungsdelikt
Mordlust ist ist deutlich vom affektiven Tötungsdelikt zu unterscheiden. Bei den affektiven Tötungsdelikten stehen Konflikte im Vordergrund. Solche können sich über längere Zeit aufbauen oder in einer Ausnahmesituation entstehen. Meisten werden diese durch Alkohol- und/oder Drogenkonsum verstärkt. Dabei kommt es zu einer massiven Herabsetzung der Hemmschwelle. Oft handelt es sich nicht um eine geplante Tat.